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Samstag, 10. Januar 2015

Politik und Internet (Bürger im Staat)

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Bürger im Staat", die von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb-bw) herausgegeben wird, beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Thematik "Politik und Internet". Die Zeitschrift kann kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden. Sie umfasst folgende Aufsätze:
  • Marianne Kneuer: Mehr oder weniger demokratische Qualität durch das Internet?
  • Thomas Demmelhuber: „Befreiungstechnologie“ Internet: Social Media und die Diktatoren
  • Andreas Marchetti: Europa im digitalen Zeitalter: Mehr Bürgernähe durch das Internet?
  • Daniela Hohmann, Thorsten Faas: „Das weiß ich von Facebook!“ – Politische Informationspotenziale in sozialen Online-Netzwerken im Kontext der Bundestagswahl 2013
  • Martin Fuchs: Facebook, Twitter und Co. in der deutschen Politik
  • Alma Kolleck: Kommunale Online-Beteiligung: Stand und Herausforderungen kommunaler Bürgerbeteiligung
  • Alexander Hensel: Erfolgreich gescheitert? Die Entwicklung der Piraten als Partei der Internetkultur
  • Saskia Richter, Tobias Bürger: E-Petitionen als Form politischer Partizipation. Welchen Nutzen generieren digitale Petitions-Plattformen?
  • Nicola Döring: Psychische Folgen der Internetnutzung
  • Sarah Mönkeberg: Feststellungen der Identität? Über Nutzen und Laster digitaler Sichtbarkeit
  • Joachim Griesbaum: Internet und Lernen – Auswirkungen des Social und Mobile Web auf Lernprozesse und Lerninfrastrukturen
  • Stefan Schieren: Politische Skandale im digitalen Zeitalter

Dienstag, 29. Oktober 2013

Medienwissen kompakt: Social Media

Das neue Buch "Social Media" von Jan-Hinrik Schmidt löst das ein, was der Titel der Reihe ("Medienwissen kompakt") verspricht, in der es erschienen ist. Es handelt sich um eine auf exakt 100 Seiten komprimierte Darstellung des Web 2.0 (bzw. der Sozialen Medien bzw. des Sozialen Webs) aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht, die rundum gelungen ist. Klar und anschaulich geschrieben, ordnet es zentrale Informationen und Debatten rund um "das neue Netz" (so der Titel einer früheren Veröffentlichung des Autors) anhand von Leitfragen wie:
  • Verschwindet durch soziale Medien die Privatsphäre? (Kapitel 3: Selbstdarstellung und Privatsphäre in sozialen Medien)
  • Machen soziale Medien jeden zum Journalisten? (Kapitel 4: Medienöffentlichkeit und Journalismus)
  • Bringen soziale Medien Wissen für alle? (Kapitel 5: Teilhabe an Wissenswelten)
  • Sind die sozialen Medien partizipativ? (Kapitel 6: Das Partizipationsparadox)
Der unscharfe Begriff "soziale Medien" lässt sich nach Schmidt durch zwei zentrale Merkmale eingrenzen: "bessere Möglichkeiten, Inhalte online zu veröffentlichen und zu bearbeiten sowie besserer Austausch mit anderen" (S. 11). Entscheidend für das Verständnis ist, "dass soziale Medien einen neuartigen Raum zwischen der massenmedialen und der interpersonalen Kommunikation schaffen und einnehmen" (S. 11). Der Autor unterscheidet vier "Gattungen" von sozialen Medien (S. 11-14):
  • Netzwerkplattformen (= Soziale Netzwerke, Platzhirsch: Facebook)
  • Multimediaplattformen (YouTube für Videos, Flickr für Fotos etc.)
  • Blogs (inkl. Microblogs, Platzhirsch: Twitter)
  • Wikis (allen voran Wikipedia)
Der Satz, der einer Definition am nächsten kommt, findet sich auf S. 16, wenn der Begriff "soziale Medien" bezeichnet wird
"... als Sammelbegriff für bestimmte Angebote und Formen digital vernetzter Medien, die das onlinebasierte Bearbeiten und Veröffentlichen von Inhalten aller Art sowie die Beziehungspflege und den Austausch zwischen Menschen erleichtern."
Dabei seien zwei wichtige Aspekte immer im Hinterkopf zu behalten:
"Soziale Medien entfalten erst im Zusammenspiel mit Menschen, die sie für ihre Zwecke einsetzen, ihre Wirkung. Und diese Wirkung ist Teil unseres alltäglichen Lebens, nicht auf eine virtuelle Realität beschränkt" (S. 21).
Besonders gelungen ist das dritte Kapitel, in dem Schmidt den für das Verständnis des Web 2.0 außerordentlich wichtigen Begriff der "persönlichen Öffentlichkeiten" einführt und erläutert. Es handelt sich um einen (auch medienhistorisch) neuen Typ von Öffentlichkeit, der an die Seite der Medienöffentlichkeit tritt und mit dieser vielfach verwoben ist.
"Zusammengefasst entstehen persönliche Öffentlichkeiten in den sozialen Medien also dort, wo Menschen Informationen von persönlicher Relevanz für ihr erweitertes soziales Netzwerk zugänglich machen und damit einen Austausch mit anderen anstoßen möchten" (S. 27).
Damit ändert sich das, was man "öffentliche Kommunikation" nennen könnte, grundlegend:
"Journalistische Medien schaffen gesellschaftliche Öffentlichkeit für Themen von breiter Relevanz, soziale Medien ermöglichen persönliche Öffentlichkeiten, in denen Menschen mit ihrem sozialen Umfeld in Kontakt bleiben können" (S. 28).
Den "Wandel von Medienöffentlichkeit" (S. 43) nimmt das vierte Kapitel unter die Lupe, das in dem Konzept der "vernetzten Öffentlichkeit" gipfelt:
"Soziale Medien schaffen somit 'vernetzte Öffentlichkeit' in dreifacher Hinsicht: Sie beruhen technisch gesehen auf vernetzten Computern, in sozialer Hinsicht auf Beziehungsnetzwerken zwischen Menschen, die wiederum miteinander verknüpfte Informationsströme teilen" (S. 52).
Dabei zeigt sich, dass soziale Medien die traditionellen Medien nicht etwa überflüssig machen, sondern den Journalismus im klassischen Sinn bei dessen Hauptfunktionen sogar unterstützen können ("die Bürger über aktuelle, relevante Themen zu informieren, Transparenz für Vorgänge in der Gesellschaft herzustellen und Raum für Diskussionen über gemeinsame Werte und Ziele zu schaffen", S. 56).

Das fünfte Kapitel widmet sich verschiedenen Möglichkeiten, wie angesichts des vielbeschworenen "information overload" Orientierung zu erlangen ist (Algorithmen, Bewertungen, Tagging etc.). Hierunter subsumiert der Autor auch das Wiki-Prinzip, das vor allem anhand der Wikipedia dargestellt wird (S. 66 ff.).

Im sechsten Kapitel weist Schmidt auf das Partizipationsparadox hin, das kurz gesagt darin besteht, dass die Web 2.0-Plattformen einerseits von der Beteiligung der Nutzer leben, als kommerzielle Dienste die Nutzer aber andererseits nicht beteiligen, wenn es um die Ausgestaltung der Plattformen geht.

Im Fazit (Kapitel 7) wagt der Autor eine Prognose, wenn er über die Zukunft der sozialen Medien schreibt:
"Doch soziale Medien erfüllen so viele Zwecke - sie machen persönliche Öffentlichkeiten möglich, erleichtern die rasche Verbreitung von Informationen, unterstützen Zusammenarbeit und das gemeinsame Sammeln, Filtern und Bearbeiten von Wissen -, dass die Prinzipien von Netzwerk- oder Videoplattformen, Wikis oder Blogs nicht wieder verschwinden werden, egal wie die Anbieter heißen" (S. 99).

Das Buch schließt mit dem Appell an uns alle, unseren Einfluss auf soziale Medien wahrzunehmen und das Feld nicht (kampflos) den großen Anbietern zu überlassen.

  

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Recherche 2.0 - unser neues Buch zur Internetrecherche im Web 2.0-Zeitalter

Nun ist es (endlich) erschienen, unser neues Buch: "Recherche 2.0. Finden und Weiterverarbeiten in Studium und Beruf". Jürgen Plieninger, Christian Rapp und ich versuchen darin, eine praxisnahe Anleitung zur professionellen Internetrecherche und zum webbasierten Wissensmanagement zu geben. Im Klappentext steht:

"Diese Einführung unterscheidet sich von anderen, indem sie breit in die wissenschaftliche Internetrecherche einführt, das methodische Vorgehen und die Analyse der Ergebnisse eingehend behandelt und vor allem die Recherche in und mit Hilfe von Web 2.0-Diensten systematisch berücksichtigt. Dabei wird die Recherche als Teil des umfassenderen Ablaufs „Finden – Bewerten – Festhalten – Auf dem Laufenden bleiben” begriffen. Es werden also über die Recherche hinaus Werkzeuge vorgestellt, mit denen man die Ergebnisse festhalten kann (Notizbücher, soziale Bookmarkdienste und Literaturverwaltung) und es wird behandelt, wie man bezogen auf seine Themen und auf das Recherchieren selbst up to date bleibt. Ein Buch aus der Praxis für die Praxis: für Wissenschaftler, für Studierende und für jene, die bereits im Beruf sind und methodisch umfassend und effektiv das wissenschaftliche Recherchieren lernen wollen."


Die Links, die im Buch vorkommen, haben wir hier gesammelt. Der folgende Text basiert auf der Einleitung des Buches und versucht eine Beschreibung des Inhalts:

Professionelles Recherchieren zählt ohne Zweifel zu den Kernbereichen wissenschaftlichen Arbeitens. Eine sorgfältige Recherche bildet die Grundlage für eine gute wissenschaftliche Arbeit. Aber was heißt eigentlich Recherchieren? Häufig wird darunter verkürzt das Suchen nach Literatur und Inhalten verstanden, das sich mittlerweile überwiegend im Internet abspielt (und dort vor allem bei Google). Das ist aber zu kurz gedacht. Professionelle Recherche umfasst nämlich nicht nur das Finden der benötigten Informationen, sondern schließt das systematische Festhalten dieser Informationen mit ein und fragt auch danach, wie wir in unseren Arbeits- und Interessensgebieten auf dem Laufenden bleiben können.

Und noch ein zweiter Punkt fällt häufig unter den Tisch. Überlegen Sie sich, welches Bild Sie vor Augen haben, wenn Sie an den Vorgang des Recherchierens denken? Wenn es Ihnen geht wie den meisten TeilnehmerInnen unserer Seminare, dann sehen Sie eine Person, die alleine vor dem Bildschirm sitzt (oder am Bücherregal der Bibliothek steht). Recherchieren gilt zu Unrecht immer noch als Einzelsportart. Das wird unserer Welt nicht mehr gerecht. Wir verfügen mit dem Web (2.0) über eine globale Plattform zum Sammeln, Austauschen und gemeinsamen Erstellen von Informationen aller Art. Da kann es nicht überraschen, dass sich auch und gerade das wissenschaftliche Arbeiten grundlegend ändert.

Bezogen auf den Teilbereich Recherche können wir von Recherchieren 2.0 sprechen. Was heißt das? Es bedeutet, dass wir nicht mehr darauf beschränkt sind, uns alleine vor dem Rechner mit Hilfe von Datenbanken und Katalogen die notwendigen Informationen zu beschaffen, sondern dass wir mit Personen aus aller Welt in Verbindung stehen (können), die vergleichbaren Fragestellungen nachgehen. Das ist der Grund dafür, dass wir in diesem Buch durchgängig von zwei Wegen sprechen, um Informationen zu finden, festzuhalten und um auf dem Laufenden zu bleiben: einmal den herkömmlichen Weg über Maschinen (Suchhilfen und ihre Algorithmen) und zum zweiten über Menschen. Recherche im Web 2.0-Zeitalter lässt sich nicht mehr vom Aufbau und der Pflege eines Personal Learning Networks trennen.

Das Web 2.0 wird häufig auch als Lese-/Schreibe-Web bezeichnet und dadurch von dem Web vor dem Aufkommen von Wikis, Blogs und sozialen Netzwerken abgegrenzt, das (weit überwiegend) ein reines Lese-Web war. Der entscheidende Unterschied zum heutigen Web besteht also darin, dass wir Webseiten nicht mehr nur lesen können, wie das in den Anfangsjahren des Internet der Fall war, sondern dass wir problemlos und schnell in der Lage sind, selbst im Web zu veröffentlichen. Das bringt faszinierende neue Möglichkeiten mit sich, bedeutet aber auch, dass wir uns auf die Glaubwürdigkeit dessen, was wir im Internet finden, nicht mehr ohne weiteres verlassen können. Prinzipiell kann heute jeder veröffentlichen, was er will. Bezogen auf die Recherche heißt das, dass dem Bewerten von Informationen eine noch größere Bedeutung zukommt. Diesem Aspekt haben wir deshalb einen eigenen Teil gewidmet. Damit ergibt sich folgende Gliederung in vier Teile:

Finden: Im umfangreichsten Teil des Buches stellen wir Ihnen die wichtigsten Suchdienste und -strategien praxisnah vor. Den Schwerpunkt haben wir auf den Wissenschaftsbetrieb und das Studieren gelegt. Nach einem Abschnitt zu den Grundlagen der Suche beschäftigen wir uns am Beispiel von Google mit der erweiterten Suche. Die dortigen Filtermöglichkeiten erlauben es Ihnen, der Suchmaschine genauer zu “sagen”, was Sie von ihr wollen, und tragen damit zu einer effizienteren Recherche bei. Die Nutzung verschiedener Suchmaschinen steht im Mittelpunkt des folgenden Abschnitts. Wir behandeln allgemeine Suchmaschinen, Meta-Suchmaschinen und werfen einen kurzen Blick auf das Feld der semantischen Suche. Daran schließt sich die Vorstellung spezieller Suchinstrumente an, die es beispielsweise erlauben, sich schnell einen Überblick über ein neues Themengebiet zu verschaffen (Wikimindmap) oder ähnliche Seiten zu finden wie diejenige, auf der man sich gerade befindet.

Einen grundlegend anderen Weg der Recherche bieten die Suchhilfen, die wir uns im Abschnitt “Web 2.0 und Recherche” anschauen. Ging es bislang darum, einen maschinell erstellten Index mit Hilfe der jeweiligen Algorithmen für unsere Suchanliegen zu nutzen, stehen nun die Menschen im Zentrum, die Social Bookmarking-Dienste (Delicious, Diigo) nutzen oder Präsentationen (Slideshare) sowie andere Dokumente zur Verfügung stellen (Scribd, Docstoc). Ein weiterer Abschnitt behandelt einige besonders leistungsfähige Wissenschafts- und Literatursuchmaschinen. Ergänzend dazu bietet der anschließende Abschnitt wichtige Hinweise zum Umgang mit Katalogen und Fachdatenbanken. Ein Beispiel aus unserer beruflichen Praxis rundet die Darstellung ab und zeigt die verschiedenen Suchhilfen im Zusammenspiel.

Bewerten: Im zweiten Teil geben wir Ihnen Hinweise dazu, wie Sie im Rechercheprozess die Verlässlichkeit und Relevanz einer Quelle prüfen können. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, etwa die Bewertung der Qualität eines Ergebnisses anhand der Qualität der Informationsquelle, der sie entstammt. Eine andere wichtige Möglichkeit besteht darin, dass Sie Ergebnisse vergleichen, um zu einer validen Bewertung zu kommen.

Festhalten: Im dritten Teil geht es darum, wie Sie das, was Sie bei Ihren Recherchen gefunden haben, systematisch festhalten können. Wir stellen Ihnen verschiedene Werkzeuge vor, mit denen sich Inhalte, Links und Literaturangaben so ablegen lassen, dass man sie wieder findet. Das ist natürlich das wichtigste Ziel des webbasierten Wissensmanagements, aber es ist nicht das einzige. Daneben kann wichtig sein, dass Sie von überall her auf Ihre Informationen zugreifen oder dass Sie diese mit anderen teilen können. Zum Festhalten von Links stellen wir Ihnen mit Google Bookmarks und Diigo zwei webbasierte Dienste vor, die das Spektrum an verfügbaren Diensten gut veranschaulichen. Am Beispiel von Evernote geht es um das Festhalten von Inhalten. Ein weiterer ausführlicher Abschnitt widmet sich den für das wissenschaftliche Arbeiten zentralen Literaturverwaltungsprogrammen.

Auf dem Laufenden bleiben: Der vierte Teil zeigt Ihnen verschiedene Wege auf, wie Sie in Ihren Interessens- und Arbeitsgebieten auf dem Laufenden bleiben können. Wie schon beim “Finden” gibt dafür im wesentlichen zwei Wege: Mit Hilfe von Maschinen und mit Hilfe von Menschen. Der Königsweg besteht in der Kombination von beidem. Wir stellen beide Wege vor, einmal den Weg mittels Menschen, mit denen man sich auf Plattformen wie Facebook und Twitter oder auf Diensten wie Diigo oder Worldcat verbindet und aus denen mit der Zeit ein Personal Learning Network entsteht. Zum zweiten den “maschinellen” Weg mittels RSS-Feeds. Hier beschäftigen wir uns damit, wie man RSS-Feeds findet, abonniert, und wie man mit Hilfe eines Feedreaders systematisches Wissensmanagement betreibt und sich ein Archiv zu den Interessens- und Arbeitsgebieten aufbaut. Den Abschluss des Kapitels und damit des Buches bilden einige Hinweise dazu, wie Sie – angesichts der dynamischen Entwicklung im Web – Ihren Werkzeugkoffer für die professionelle Recherche auf dem Laufenden halten können.

Noch ein Hinweis, um Missverständnisse zu vermeiden: Wir haben die Darstellung in vier Teile (Finden – Bewerten – Festhalten – Auf dem Laufenden bleiben) unterteilt, die man für Phasen in einem wohlgeordneten Prozess der Recherche halten könnte. Das ist nicht der Fall, denn jede Recherche ist anders, wohl aber gehören diese vier Teilbereiche zu jeder professionellen Recherche. Die Reihenfolge geht in der Praxis häufig durcheinander und stellt sich, was die Gewichtung der Bereiche und Auswahl der einzusetzenden Instrumente betrifft, für jede Recherche anders dar. Wir hoffen aber, dass wir Ihnen durch die Trennung in vier Teilbereiche Orientierung im komplexen Feld der Recherche ermöglichen können und dass die Vorstellung der wichtigsten Werkzeuge und Vorgehensweisen dazu beitragen wird, Ihre Recherchen nachhaltig zu verbessern.

Das führt uns zum Ziel des Buches: Nach der Lektüre – so hoffen wir – verfügen Sie über ein Arsenal an Werkzeugen und Strategien, um verschiedenste Recherchen effizient zu planen und durchzuführen, von der simplen Suche nach der Antwort auf eine Informationsfrage über den Einstieg in ein neues Themengebiet bis hin zur professionellen Recherche für Ihre Abschlussarbeit.

Samstag, 23. März 2013

Lektüreempfehlung: Internet - Segen oder Fluch (Passig/Lobo)

Dieses Buch hätten wahrscheinlich alle gerne geschrieben, die wie die Autoren - Kathrin Passig und Sascha Lobo - und wie der Autor dieser Zeilen einen Gutteil ihrer Arbeitszeit mit dem Versuch verbringen, anderen die praktischen Vorzüge von Digitalisierung und Internet näherzubringen, oder in Vorträgen und Seminaren über die Folgen des Web (2.0) räsonieren. Da es nun schon geschrieben ist, bleibt lediglich, den Hut zu ziehen und eine dringende Lektüreempfehlung auszusprechen:


Ziel des (auch sonst nicht durch übermäßige Bescheidenheit angekränkelten) Buches ist es, die Welt zu verbessern, und zwar im Ganzen. Nachdem in den ersten vier Kapiteln die wesentlichen Erkenntnisse aus mehreren Jahrhunderten Sprach-, Sozial- und Geisteswissenschaft zusammengefasst wurden, widmen sich die folgenden Kapitel den wichtigsten Fragen rund um Internet, digitaler Gesellschaft und Netzpolitik (Disruption, Beschleunigung, Informationsüberflutung, Kollaboration, Regulierung, Datenschutz, Urheberrecht etc.). Durchgängiges Motiv ist es, die Debatten zwischen Optimisten und Skeptikern zu verbessern:
"Dieses Buch soll beiden vermitteln, dass die andere Seite Gründe für ihre Haltung hat und nicht aus unbegreiflich vernagelten Personen besteht. Oder jedenfalls nicht nur" (S. 9).
Und genau das tut not. Und wenn es gelingt, sich dieser Aufgabe auf unterhaltsame und geistreiche Art zu entledigen, umso besser...

Freitag, 2. November 2012

Lektüreempfehlung - Mercedes Bunz: "Die stille Revolution"

Dem subtilen Hinweis von Mario Sixtus ("Frau hat ein Buch geschrieben, und Ihr solltet es kaufen") bin ich gefolgt und kann nur sagen: Danke für den Tipp und danke für das Buch! Während es bei mir an dieser Stelle vor rund zwei Monaten nur zu einem Lamento über die Einseitigkeit des Diskurses in Deutschland gereicht hat, versucht Mercedes Bunz in ihrem neuen Buch "Die stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen" (Suhrkamp, edition unseld, 2012) eben dieser einseitigen Betonung der Gefahren auf den Grund zu gehen.

Mittels knapper und sehr prägnanter historischer Analogien macht sie das Unbehagen angesichts neuer disruptiver Technologien verständlich (Angst vor Maschinen) und führt den Leser an das zentrale Anliegen heran:
"Für die Gesellschaft ist es an der Zeit, die Digitalisierung nicht nur zu fürchten, sondern zu nutzen" (S. 82).
Genau das ist auch der Grundtenor meines Online-Lehrbuchs zum Web 2.0, und auch sonst finden sich zahlreiche Überschneidungen, die sich - so wäre zu wünschen - wechselseitig erhellen. Das trifft beispielweise gleich auf das erste Kapitel zu ("Als die Algorithmen schreiben lernten"), das - angelehnt an David Weinbergers hervorragendes Buch "Too Big to Know" - der Frage nachgeht, wie sich das Wissen selbst durch die Digitalisierung verändert (vgl. etwa den Abschnitt zu "Denken 2.0" im Online-Lehrbuch).

Kurz und gut, mein Fazit lautet: Mercedes Bunz hat ein Buch geschrieben, und Ihr solltet es lesen. Ein Lob auch an die edition unseld, die mit dieser Veröffentlichung eine Reihe lesenswerter Titel zum Themenkomplex Web 2.0 und Digitalisierung ergänzt hat:

       etc.

Freitag, 14. September 2012

Und nochmal Will Richardson: "Why school?"

Es ist erst ein paar Tage her, dass ich auf den neuen TED Talk von Will Richardson zur Reform des Bildungswesens hingewiesen habe (hier). Nun hat er die dort präsentierten Gedanken als kleines E-Book (Kindle Single) unter dem Titel "Why School?" veröffentlicht (EUR 2,68):


In seinem Blog findet sich eine Zusammenfassung der Gedanken und des Kontexts dieses Buches. Außerdem bin ich dort auf folgendes Zitat gestoßen, das bezeichnend für den Kern der Kritik von Richardson aus den letzten Jahren ist:
"They told us we were special, then they made us sit for standardised tests."

Mittwoch, 22. August 2012

Lamento: Über die Einseitigkeit des Diskurses zum Web 2.0 in Deutschland

Nein, es geht nicht um Manfred Spitzers neues Buch "Digitale Demenz". Ich möchte es mir mit diesem Lamento nicht zu einfach machen. Ich versuche, meine Gedanken zur Einseitigkeit des hiesigen Diskurses um eine Publikation zu gruppieren, die von zwei gestandenen Experten der digitalen Welt verfasst wurde, von Constanze Kurz und Frank Rieger, deren Buch den - etwas länglichen - Titel trägt: "Die Datenfresser. Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen". Es ist Ende 2011 auch in einer Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung erschienen. Die Verlagsbeschreibung liest sich so:
"Der Wegweiser zur digitalen Mündigkeit: Warum findet Facebook jeden meiner Bekannten? Auf welche Datenspuren hat der Staat Zugriff? Und was kann man aus ihnen herauslesen? Die Experten für Informationssicherheit, Constanze Kurz und Frank Rieger, weisen uns den Weg zu einer neuen digitalen Mündigkeit. Sachkundig und verständlich erklären sie, was sich hinter den Benutzeroberflächen tatsächlich verbirgt. Aus dem Strom scheinbar harmloser Daten, die wir tagtäglich im Netz hinterlassen, werden geldwerte Informationen geschöpft, deren Ausmaß und Gehalt wir uns gar nicht vorstellen können. Ob der Staat oder Google, alle bedienen sich am Datensatz Mensch. Es ist an der Zeit, das eigene digitale Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen."
Obwohl leider gänzlich (!?) auf Belege verzichtet wird, hat das Buch viele Stärken: Die Geschäftsmodelle der Internetgrößen werden nachvollziehbar erläutert, eine fiktive Geschichte über ein Start-up zu Beginn des Buchs veranschaulicht das digitale Wirtschaftsmilieu auf eindringliche Weise und eignet sich sehr gut für den Einsatz in Seminaren und Fortbildungen. Was Datenhandel und data mining in der Praxis bedeuten, wird plastisch geschildert, ein ausführlicher Abschnitt zum Thema Biometrie ist ebenfalls vorhanden. Mit anderen Worten: Es geht ausschließlich um die Gefahren, die im und um das Internet lauern. Und damit ist das Buch in vielerlei Hinsicht symptomatisch für die Einseitigkeit der deutschen Diskussion um Digitalisierung und Web 2.0.

Und damit sind wir auch schon mittendrin im Lamento. Den gesamten Text durchzieht ein diffuses Unbehagen, das daher rührt, dass unsere Daten zur Ware werden, allerdings wird nirgends ausgesprochen, was denn daran nun im einzelnen verwerflich ist. Offenbar gehen die Autoren davon aus, dies sei selbsterklärend. Als Leser gewinnt man den Eindruck, dass nicht klar unterschieden wird zwischen der (ziemlich selbstverständlichen) Tatsache, dass Daten über Menschen zur Ware werden, und der Angst, dass Menschen zur Ware werden, was ein völlig anderer und in der Tat katastrophaler Vorgang wäre. Deshalb sei mit Nachdruck daran erinnert, dass in der digitalen Wirtschaft Datenprofile verkauft werden und keine Menschen!

Dieses Unbehagen wird - ebenfalls durchgängig im Buch - begleitet von einem Widerspruch. Mehrfach wird anhand unterschiedlicher Beispiele ausgeführt, wie unglaublich detailliert die (meist aus mehreren Quellen aggregierten) Informationen der "Datenfresser" sind. So gebe es "Passagen mit erschreckender Genauigkeit, die das Wesen (sic!) eines Menschen gut erfassen." Hat man dann ängstlich alle Netz(werk)stecker gezogen und sich unter dem Küchentisch versteckt, liest man in demselben (!) Absatz: "Natürlich liefern diese Analysen nur Abziehbilder des wirklichen Menschen..." (S. 62).

Halbwegs beruhigt nimmt man für die weitere Lektüre wieder den Platz am Schreibtisch ein, lässt vorsichtshalber aber alle Stecker noch unverbunden. Gut so, denn auf Seite 92 wird es wieder unheimlich: "Und diese gesammelten Personenprofile sind oft akkurater als die Selbsteinschätzung von Menschen." Das Wechselbad der Gefühle setzt sich fort, bis es auf Seite 197 bilanzierend (und in eigenartig erbaulicher Sprache) heißt: "Genausowenig wird hinter dem schubladisierten Persönlichkeitsabbild das verborgene einzigartige Menschenwesen sichtbar."

Schon diese kurzen Auszüge weisen auf das erste Grundproblem hin, nämlich den durchgängig alarmistischen Grundton, der sich (an wenigen Stellen nur, wohlgemerkt) bis in die Nähe von Verschwörungstheorien steigern kann. Natürlich sind uns die neuen technischen Möglichkeiten unheimlich, das waren sie immer, aber darüber, was tatsächlich Schlimmes passieren könnte, ergeht sich auch dieses Buch lediglich in dunklen Andeutungen.

Damit kommen wir zum zweiten Grundproblem, der einseitigen Darstellung. Nirgends ist von den Chancen, dem (potenziellen) Nutzen von Digitalisierung und Web 2.0 die Rede (auch hier widerstehe ich der Versuchung, auf Manfred Spitzer zu sprechen zu kommen). Liegt das nur daran, dass sich damit in der Alten (ganz im Gegensatz zur Neuen) Welt keine Bücher verkaufen lassen? Nicht alle, die Daten sammeln, wollen uns ins Verderben stürzen. Vielleicht wollen sie auch nur eine effizientere Verwaltung, oder sie möchten die Krankheitsbekämpfung mittels der Nutzung von Daten, die in einem bislang ungekannten Ausmaß zur Verfügung stehen könnten, zu neuen Ufern führen. Davon schreiben zumindest Leute wie der Kanadier Don Tapscott ("Macrowikinomics") oder der US-Amerikaner Jeff Jarvis ("Public Parts").



Einseitig ist außerdem, dass existierende Kontrollmechanismen nicht thematisiert werden. Selbst die Internetgiganten sind eben nicht allmächtig, sondern ihrerseits von den Nutzern abhängig. Zusätzlich zu (zugegebenermaßen deutlich hinterherhinkenden) Gesetzen stellt der Markt ein wichtiges Korrektiv dar - ein entscheidender Faktor, der nur ein einziges Mal eher beiläufig erwähnt wird (S. 99).

Nachdem nun 246 Seiten lang Ängste geschürt und Chancen ausgespart wurden, reibt man sich bei der Lektüre des letzten Kapitels ("Das digitale Ich - Praktische Wege zu einer neuen digitalen Mündigkeit", S. 247ff.) verwundert die Augen. Die Lösungsvorschläge sind zwar vage (aber ich habe auch keine besseren), vor allem aber hat sich der Ton grundlegend gewandelt. Das Kapitel will überhaupt nicht zum Alarmismus der bisherigen Darstellung passen. Eine Kostprobe zum Abschluss:
"Die Erarbeitung eines ganz persönlichen Standpunkts, vor allem zur Frage, wie viele und welche Daten jeder über sich preisgeben möchte und welche Vor- und Nachteile er daraus erwartet, wird zum Kern der neuen digitalen Mündigkeit" (S. 248).
Und noch überraschender: "Digitale Mündigkeit heißt jedoch eben nicht, zum Netzeremiten zu werden und die vielen neuen Möglichkeiten aus lauter Angst vor Problemen und Risiken nicht zu nutzen" (S. 252).
Genau das legt aber die gesamte Darstellung nahe...

Sonntag, 17. Juni 2012

Leicht veröffentlichen

Vor einiger Zeit wurde auf der bibliothekarischen Mailingliste inetbib die Frage nach einer Veröffentlichung eines Lehrbuches ausserhalb eines Verlages gestellt, möglichst unter Beibehaltung der Entscheidungssouveränität bezüglich des Textes. Unter anderen antwortete der Verleger Ulmer und leitete seine praktikable Anleitung - Amazon Marketplace kombiniert mit Repositorium und Eigenausdruck - mit "Es ist doch ganz einfach!" ein. Das ist lobenswert! Mir ging beim Lesen noch das Szenario durch den Kopf: Was, wenn das jetzt kein Lehrstuhlinhaber, sondern ein Student/eine Studentin oder ein/e Absolvent/in ist? Dann dürfte sie/er doch Schwierigkeiten haben, den Text - beispielsweise ihre/seine Abschlussarbeit - auf dem Volltextserver unterzubringen. Meist benötigt man dazu die Bestätigung der Prüferin/des Prüfers. Die Frage wäre also: Wie kann ich als Studierende/r meinen Text veröffentlichen, ohne jemand fragen zu dürfen. Nun, das Netz macht das mittlerweile ohne weiteres möglich:
  • Ein Weblog oder ein Wiki anlegen, bibliographische Daten und eventuell eine Beschreibung anfertigen, die Datei hochladen und mit dem beschreibenden Text verknüpfen - fertig ist die Laube!
  • Einen Dienst wählen, der das buchähnlich aufbereitet. Lulu.com war ursprünglich eine kostenlose Möglichkeit, ist aber mittlerweile recht komisch geworden. Im Moment wäre es isuu, welches gut aussieht und aus pdf-Dateien schöne Online-Bücher produziert. - Ähnliche Dienste findet man beispielsweise, wenn man das "Similar Site Search" verwendet oder das entsprechende AddOn im Browser installiert hat. Beispielsweise:
  • Scribd, welches die Möglichkeit bietet, den Text entweder auf der Homepage von Scribd anzubieten als auch, ihn danach in eine Homepage, ein Weblog oder ein Wiki einzubinden.
  • Blurp lässt zwar lange suchen, ob ein freies eBook möglich ist, man sieht dann aber (recht spät, erst wenn man die Vorschau lädt) bei Büchern den Vermerk "Vorschau umfasst das ganze Buch". Zum Beispiel hier "Let's Go To The Library : A brief photo tour of the Boyle County Public Library"
  • und es gibt schlussendlich auch die Möglichkeit, bei einem Online-Speicher wie Dropbox die Datei abzulegen, das Verzeichnis öffentlich zu machen und den Link zu verbreiten.
Jedenfalls: Es gibt mittlerweile eine Menge einfacher und kostenloser Möglichkeiten, einen Text zu veröffentlichen! Irgendwie herrschen nur Denkverbote, diese einfachen Möglichkeiten in Tutorials und Schulungen zu verbreiten. Der oben stehende Text wurde zuerst auf plan3t.info veröffentlicht. In den Kommentaren wurde noch auf Mendeley hingewiesen, eine Mischung von Literaturverwaltung und Repositorium und auf Pressbooks.