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Sonntag, 16. November 2014

Digitale Arbeitsorganisation - Tools im Überblick

Es ist sehr schade, dass das Blog #PB21 zum Jahresende eingestellt wird, umso erfreulicher ist es dagegen, dass die Verantwortlichen nochmals richtig Gas geben, um aus den vielen Beiträgen ein übersichtliches Archiv zu machen. Hierzu zählen verschiedene Serien, etwa von Martin Lindner zum "Lernen im digitalen Klimawandel", deren fünfter Teil eben erschienen ist.

Eine neue Serie beschäftigt sich mit digitaler Arbeitsorganisation. Bislang sind zwei Teile erschienen:
Außerdem versammelt das Blog Hinweise zu einer Vielzahl anderer nützlicher Werkzeuge:

Freitag, 2. August 2013

Don Tapscott über die Net Generation

Auf sehr unterhaltsame Weise erklärt Don Tapscott die Eigenheiten und das Potenzial der digital natives bzw. der net generation. Zentraler Punkt für uns digital immigrants dabei ist das, was auch ich immer wieder in meinen Vorträgen zu Themen rund um das Web 2.0 hervorhebe: "We fear what we don't understand"...


Watch live streaming video from ideacity at livestream.com


Die beiden Bücher, auf die sich Tapscott bezieht, sind nach wie vor überaus lesenswert:

  

Freitag, 17. Mai 2013

Peeragogy - Peer Learning Handbook

Internetlegende Howard Rheingold erklärt selbst, für wen und was das Peer Learning Handbook gedacht ist:



Zu finden ist das außerordentlich nützliche Handbuch hier. Es handelt sich übrigens um ein offenes (und offen lizensiertes) Projekt:
This document is a practical guide to online co-learning, a living document that invites comment and invites readers to join the community of editors; the document does not have to be read in linear order from beginning to end. If you and a group of other people want to use digital media and networks to co-learn together, this handbook is a practical tool for learning how to self-organize peer learning — what we call “peeragogy.”
Unterteilt ist es (bislang) in neun Abschnitte: Introduction, Motivation, Practice, Convene, Organize, Cooperate, Assess, Tools und Resources.

Wer lieber gedruckte Bücher liest, dem sei Howard Rheingolds Buch "Net Smart" empfohlen, das nach wie vor zu den besten Veröffentlichungen zu digital literacy zählt:

Montag, 25. März 2013

Und noch eine Lektüreempfehlung: John Naughton

In praktisch allen guten Büchern rund um das Web findet John Naughtons 2011 erschienenes Buch "From Gutenberg to Zuckerberg. What You Really Need to Know About the Internet" lobende Erwähnung. Nun habe ich endlich Zeit gefunden für die Lektüre. Und in der Tat handelt es sich um ein hervorragendes Buch, das vor allem um folgende fünf "big ideas" kreist:

1. Um das Internet verstehen zu können, muss man eine historische Perspektive einnehmen und in langen Zeiträumen denken (beginnend mit Gutenberg).

2. Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen Web und Net, der in seiner Bedeutung für das Verständnis beider Phänomene entscheidend ist.

3. Disruption gehört wesentlich zum Internet, ist gleichsam der Sinn von dessen Architektur. Das Internet versteht man am besten als Maschine zur Ermöglichung von Überraschungen. Eine solche Überraschung mit herausragender Bedeutung war das World Wide Web, eine andere beispielsweise Napster und das file-sharing.

4. Das Internet kann im vorherrschenden ökonomischen Bezugsrahmen nicht angemessen verstanden werden, da es im Internet nicht - wie in der Ökonomie - um knappe Güter geht. Vielmehr ist das Internet von Überfluss und Verschiedenartigkeit gekennzeichnet. Den besseren Bezugsrahmen bietet deshalb die Ökologie. Sinnvoll wäre also, vom Ökosystem Internet zu sprechen.

5. Das Internet bringt eine neue Qualität an Komplexität mit sich, mit der wir erst umzugehen lernen müssen. Das führt unter anderem dazu, dass wir unsere Institutionen neu erfinden müssen.


Schön zusammengefasst findet man die Grundthemen des Buches auch in dem folgenden rund 18-minütigen Interview mit dem Autor:

Samstag, 23. März 2013

Lektüreempfehlung: Internet - Segen oder Fluch (Passig/Lobo)

Dieses Buch hätten wahrscheinlich alle gerne geschrieben, die wie die Autoren - Kathrin Passig und Sascha Lobo - und wie der Autor dieser Zeilen einen Gutteil ihrer Arbeitszeit mit dem Versuch verbringen, anderen die praktischen Vorzüge von Digitalisierung und Internet näherzubringen, oder in Vorträgen und Seminaren über die Folgen des Web (2.0) räsonieren. Da es nun schon geschrieben ist, bleibt lediglich, den Hut zu ziehen und eine dringende Lektüreempfehlung auszusprechen:


Ziel des (auch sonst nicht durch übermäßige Bescheidenheit angekränkelten) Buches ist es, die Welt zu verbessern, und zwar im Ganzen. Nachdem in den ersten vier Kapiteln die wesentlichen Erkenntnisse aus mehreren Jahrhunderten Sprach-, Sozial- und Geisteswissenschaft zusammengefasst wurden, widmen sich die folgenden Kapitel den wichtigsten Fragen rund um Internet, digitaler Gesellschaft und Netzpolitik (Disruption, Beschleunigung, Informationsüberflutung, Kollaboration, Regulierung, Datenschutz, Urheberrecht etc.). Durchgängiges Motiv ist es, die Debatten zwischen Optimisten und Skeptikern zu verbessern:
"Dieses Buch soll beiden vermitteln, dass die andere Seite Gründe für ihre Haltung hat und nicht aus unbegreiflich vernagelten Personen besteht. Oder jedenfalls nicht nur" (S. 9).
Und genau das tut not. Und wenn es gelingt, sich dieser Aufgabe auf unterhaltsame und geistreiche Art zu entledigen, umso besser...

Dienstag, 11. Dezember 2012

Informationsportal iRights Cloud

iRights Cloud informiert über alle Themen rund um Cloud Computing, einem Thema, das in unseren Seminaren immer wieder angesprochen und diskutiert wird. In einem Editorial zum Start des Portals heißt es:
Cloud-Anwendungen sind im digitalen Alltag inzwischen allgegenwärtig. Fotos, Musik, Filme und Dokumente werden heute von den Internet-Nutzern nicht nur auf die eigene Festplatte, sondern auch in die Cloud gespeichert und in der Cloud genutzt. Doch kaum jemand ist sich bewusst, welche Vertragsverhältnisse damit einhergehen, welche Risiken damit verbunden sind und welche Sicherheitsmaßnahmen man vornehmen sollte. Hier tritt das Informationsportal iRIGHTS CLOUD auf den Plan. Es dient als Anlaufstelle für Verbraucher, die sich über praktische Hürden, gesellschaftliche Entwicklungen und rechtliche Voraussetzungen rund um das Thema Cloud-Computing informieren wollen. Die Texte stehen kostenlos und unter einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung. (...) Neben Basisinformationen zu Cloud-Computing präsentiert iRIGHTS CLOUD aktuelle Nachrichten, Interviews und Einschätzungen von Experten und Hintergrund-Texte zu technischen und gesellschaftspolitischen Entwicklung rund um Cloud-Computing. Das Ziel ist es, Diskussionen anzuregen, mit Verbrauchern und Interessierten ins Gespräch zu kommen und aufzuklären. Der Aufbau des Informationsportals wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit 120.000 Euro gefördert.
Bislang finden sich neben aktuellen Beiträgen Informationen zu folgenden Themengebieten:

Freitag, 2. November 2012

Lektüreempfehlung - Mercedes Bunz: "Die stille Revolution"

Dem subtilen Hinweis von Mario Sixtus ("Frau hat ein Buch geschrieben, und Ihr solltet es kaufen") bin ich gefolgt und kann nur sagen: Danke für den Tipp und danke für das Buch! Während es bei mir an dieser Stelle vor rund zwei Monaten nur zu einem Lamento über die Einseitigkeit des Diskurses in Deutschland gereicht hat, versucht Mercedes Bunz in ihrem neuen Buch "Die stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen" (Suhrkamp, edition unseld, 2012) eben dieser einseitigen Betonung der Gefahren auf den Grund zu gehen.

Mittels knapper und sehr prägnanter historischer Analogien macht sie das Unbehagen angesichts neuer disruptiver Technologien verständlich (Angst vor Maschinen) und führt den Leser an das zentrale Anliegen heran:
"Für die Gesellschaft ist es an der Zeit, die Digitalisierung nicht nur zu fürchten, sondern zu nutzen" (S. 82).
Genau das ist auch der Grundtenor meines Online-Lehrbuchs zum Web 2.0, und auch sonst finden sich zahlreiche Überschneidungen, die sich - so wäre zu wünschen - wechselseitig erhellen. Das trifft beispielweise gleich auf das erste Kapitel zu ("Als die Algorithmen schreiben lernten"), das - angelehnt an David Weinbergers hervorragendes Buch "Too Big to Know" - der Frage nachgeht, wie sich das Wissen selbst durch die Digitalisierung verändert (vgl. etwa den Abschnitt zu "Denken 2.0" im Online-Lehrbuch).

Kurz und gut, mein Fazit lautet: Mercedes Bunz hat ein Buch geschrieben, und Ihr solltet es lesen. Ein Lob auch an die edition unseld, die mit dieser Veröffentlichung eine Reihe lesenswerter Titel zum Themenkomplex Web 2.0 und Digitalisierung ergänzt hat:

       etc.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Funkkolleg von hr2 beschäftigt sich mit "Wirklichkeit 2.0"

Kommenden Samstag (03.11.2012) startet der vielversprechende hr2 Funkkolleg Medien mit dem Thema "Wirklichkeit 2.0 - Medienkultur im digitalen Zeitalter". Ausgestrahlt werden die Sendungen auf hr2-kultur jeweils samstags um 11:30 Uhr und nochmals auf hr-iNFO jeweils sonntags um 8:30 Uhr. Den Podcast der Sendungen gibt es auf www.funkkolleg.de. Auf der begleitenden Website erhält man alle weiterführenden Informationen (z.B. zu den Themen und Sendungen) und kann sich für den offenen Online-Kurs anmelden.

Das Begleitbuch, ein klassischer Reader angelsächsischer Prägung, mit kurzen Texten zu den vielen Themen, die in den nächsten Wochen im Rahmen des Funkkollegs behandelt werden, ist bereits bei Reclam erschienen:


Heute abend findet im Haus am Dom in Frankfurt/Main die Auftaktveranstaltung statt mit dem Titel “Digitale Demokratie – Wie politisch ist das Internet?”. Es diskutieren Markus Beckedahl (netzpolitischer Aktivist aus Berlin und Begründer des Blogs netzpolitik.org, Autor von ”Die digitale Gesellschaft: Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage”), Anke Domscheit-Berg (Mitbegründerin des Government 2.0 Netzwerks) und Prof. Dr. Claus Leggewie (Politologe und Autor von “Mut statt ‘Wut - Aufbruch in eine neue Demokratie” sowie “Unter Piraten - Erkundungen in einer neuen politischen Arena”).

Mittwoch, 22. August 2012

Lamento: Über die Einseitigkeit des Diskurses zum Web 2.0 in Deutschland

Nein, es geht nicht um Manfred Spitzers neues Buch "Digitale Demenz". Ich möchte es mir mit diesem Lamento nicht zu einfach machen. Ich versuche, meine Gedanken zur Einseitigkeit des hiesigen Diskurses um eine Publikation zu gruppieren, die von zwei gestandenen Experten der digitalen Welt verfasst wurde, von Constanze Kurz und Frank Rieger, deren Buch den - etwas länglichen - Titel trägt: "Die Datenfresser. Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen". Es ist Ende 2011 auch in einer Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung erschienen. Die Verlagsbeschreibung liest sich so:
"Der Wegweiser zur digitalen Mündigkeit: Warum findet Facebook jeden meiner Bekannten? Auf welche Datenspuren hat der Staat Zugriff? Und was kann man aus ihnen herauslesen? Die Experten für Informationssicherheit, Constanze Kurz und Frank Rieger, weisen uns den Weg zu einer neuen digitalen Mündigkeit. Sachkundig und verständlich erklären sie, was sich hinter den Benutzeroberflächen tatsächlich verbirgt. Aus dem Strom scheinbar harmloser Daten, die wir tagtäglich im Netz hinterlassen, werden geldwerte Informationen geschöpft, deren Ausmaß und Gehalt wir uns gar nicht vorstellen können. Ob der Staat oder Google, alle bedienen sich am Datensatz Mensch. Es ist an der Zeit, das eigene digitale Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen."
Obwohl leider gänzlich (!?) auf Belege verzichtet wird, hat das Buch viele Stärken: Die Geschäftsmodelle der Internetgrößen werden nachvollziehbar erläutert, eine fiktive Geschichte über ein Start-up zu Beginn des Buchs veranschaulicht das digitale Wirtschaftsmilieu auf eindringliche Weise und eignet sich sehr gut für den Einsatz in Seminaren und Fortbildungen. Was Datenhandel und data mining in der Praxis bedeuten, wird plastisch geschildert, ein ausführlicher Abschnitt zum Thema Biometrie ist ebenfalls vorhanden. Mit anderen Worten: Es geht ausschließlich um die Gefahren, die im und um das Internet lauern. Und damit ist das Buch in vielerlei Hinsicht symptomatisch für die Einseitigkeit der deutschen Diskussion um Digitalisierung und Web 2.0.

Und damit sind wir auch schon mittendrin im Lamento. Den gesamten Text durchzieht ein diffuses Unbehagen, das daher rührt, dass unsere Daten zur Ware werden, allerdings wird nirgends ausgesprochen, was denn daran nun im einzelnen verwerflich ist. Offenbar gehen die Autoren davon aus, dies sei selbsterklärend. Als Leser gewinnt man den Eindruck, dass nicht klar unterschieden wird zwischen der (ziemlich selbstverständlichen) Tatsache, dass Daten über Menschen zur Ware werden, und der Angst, dass Menschen zur Ware werden, was ein völlig anderer und in der Tat katastrophaler Vorgang wäre. Deshalb sei mit Nachdruck daran erinnert, dass in der digitalen Wirtschaft Datenprofile verkauft werden und keine Menschen!

Dieses Unbehagen wird - ebenfalls durchgängig im Buch - begleitet von einem Widerspruch. Mehrfach wird anhand unterschiedlicher Beispiele ausgeführt, wie unglaublich detailliert die (meist aus mehreren Quellen aggregierten) Informationen der "Datenfresser" sind. So gebe es "Passagen mit erschreckender Genauigkeit, die das Wesen (sic!) eines Menschen gut erfassen." Hat man dann ängstlich alle Netz(werk)stecker gezogen und sich unter dem Küchentisch versteckt, liest man in demselben (!) Absatz: "Natürlich liefern diese Analysen nur Abziehbilder des wirklichen Menschen..." (S. 62).

Halbwegs beruhigt nimmt man für die weitere Lektüre wieder den Platz am Schreibtisch ein, lässt vorsichtshalber aber alle Stecker noch unverbunden. Gut so, denn auf Seite 92 wird es wieder unheimlich: "Und diese gesammelten Personenprofile sind oft akkurater als die Selbsteinschätzung von Menschen." Das Wechselbad der Gefühle setzt sich fort, bis es auf Seite 197 bilanzierend (und in eigenartig erbaulicher Sprache) heißt: "Genausowenig wird hinter dem schubladisierten Persönlichkeitsabbild das verborgene einzigartige Menschenwesen sichtbar."

Schon diese kurzen Auszüge weisen auf das erste Grundproblem hin, nämlich den durchgängig alarmistischen Grundton, der sich (an wenigen Stellen nur, wohlgemerkt) bis in die Nähe von Verschwörungstheorien steigern kann. Natürlich sind uns die neuen technischen Möglichkeiten unheimlich, das waren sie immer, aber darüber, was tatsächlich Schlimmes passieren könnte, ergeht sich auch dieses Buch lediglich in dunklen Andeutungen.

Damit kommen wir zum zweiten Grundproblem, der einseitigen Darstellung. Nirgends ist von den Chancen, dem (potenziellen) Nutzen von Digitalisierung und Web 2.0 die Rede (auch hier widerstehe ich der Versuchung, auf Manfred Spitzer zu sprechen zu kommen). Liegt das nur daran, dass sich damit in der Alten (ganz im Gegensatz zur Neuen) Welt keine Bücher verkaufen lassen? Nicht alle, die Daten sammeln, wollen uns ins Verderben stürzen. Vielleicht wollen sie auch nur eine effizientere Verwaltung, oder sie möchten die Krankheitsbekämpfung mittels der Nutzung von Daten, die in einem bislang ungekannten Ausmaß zur Verfügung stehen könnten, zu neuen Ufern führen. Davon schreiben zumindest Leute wie der Kanadier Don Tapscott ("Macrowikinomics") oder der US-Amerikaner Jeff Jarvis ("Public Parts").



Einseitig ist außerdem, dass existierende Kontrollmechanismen nicht thematisiert werden. Selbst die Internetgiganten sind eben nicht allmächtig, sondern ihrerseits von den Nutzern abhängig. Zusätzlich zu (zugegebenermaßen deutlich hinterherhinkenden) Gesetzen stellt der Markt ein wichtiges Korrektiv dar - ein entscheidender Faktor, der nur ein einziges Mal eher beiläufig erwähnt wird (S. 99).

Nachdem nun 246 Seiten lang Ängste geschürt und Chancen ausgespart wurden, reibt man sich bei der Lektüre des letzten Kapitels ("Das digitale Ich - Praktische Wege zu einer neuen digitalen Mündigkeit", S. 247ff.) verwundert die Augen. Die Lösungsvorschläge sind zwar vage (aber ich habe auch keine besseren), vor allem aber hat sich der Ton grundlegend gewandelt. Das Kapitel will überhaupt nicht zum Alarmismus der bisherigen Darstellung passen. Eine Kostprobe zum Abschluss:
"Die Erarbeitung eines ganz persönlichen Standpunkts, vor allem zur Frage, wie viele und welche Daten jeder über sich preisgeben möchte und welche Vor- und Nachteile er daraus erwartet, wird zum Kern der neuen digitalen Mündigkeit" (S. 248).
Und noch überraschender: "Digitale Mündigkeit heißt jedoch eben nicht, zum Netzeremiten zu werden und die vielen neuen Möglichkeiten aus lauter Angst vor Problemen und Risiken nicht zu nutzen" (S. 252).
Genau das legt aber die gesamte Darstellung nahe...

Dienstag, 5. Juni 2012

Was ist Tagging?

In unseren Seminaren rund um Web (2.0) und Lehren/Lernen zeigt sich nach wie vor, dass es Probleme mit dem Tagging gibt. Offensichtlich sind uns die herkömmlichen hierarchischen Klassifizierungssysteme in einem Maß in Fleisch und Blut übergegangen, dass die Umstellung schwer fällt. Deshalb nochmals kurz zur Klärung:

Taggen (= das Hinzufügen von Schlagwörtern zu Fotos, Websites, Videos, Bookmarks etc.) ist in vielerlei Hinsicht für die digitale Welt zentral:

"Im Sinne von Web 2.0 als Philosophie, die sowohl die kollektive Intelligenz als auch den individuellen Nutzen der einzelnen Teilnehmer durch dynamische und formalisierte Austauschprozesse maximiert (...), sind Tags und die darauf basierende Folksonomy das Rückgrat dieser Bewegung, da sie das Wiederfinden und Teilen nutzergenerierter Inhalte zu großen Teilen überhaupt erst ermöglichen."
[Matthes Fleck/Lars Kirchhoff: Folksonomy und Tags oder warum es im Web keine Regale gibt, in: Miriam Meckel/Katarina Stanoevska-Slabeva (Hg.) (2008), Web 2.0. Die nächste Generation Internet, Baden-Baden: Nomos, S. 189-200]
Zwei Bücher, die sich gegenseitig ergänzen, konnten sich als Standardwerke für das Thema Tagging etablieren. Zum einen David Weinbergers "Everything is Miscellaneous. The Power of the New Digital Disorder" (Times Books 2007, deutsch: "Das Ende der Schublade"), das die Thematik originell philosophisch aufgreift, und zum anderen das Buch "Tagging. People-Powered Metadata for the Social Web" von Gene Smith, das die praktisch-technische Seite in den Vordergrund stellt.
"Tagging is a new form of information management that sits at the boundaries of personal organization, information architecture, and online community. Its widespread adoption over the past few years shows that it's more than a passing trend; it's a new and interesting facet of our digital culture."
[Gene Smith (2008), Tagging. People-Powered Metadata for the Social Web, Berkeley: New Riders, Buchumschlag]
Wem eine kurze Darstellung genügt, dem sei der Abschnitt "Tagging: Denken 2.0" aus dem Online-Lehrbuch zum Web 2.0 empfohlen.

Donnerstag, 12. April 2012

"Net Smart" - neues Buch von Howard Rheingold zu digital literacy

Foto: Joi Ito (Fotopedia)
Mit Howard Rheingold hat sich ein Urgestein des Internet-Zeitalters zu Wort gemeldet. Und es lohnt sich (wieder mal), zur Kenntnis zu nehmen, was er zu sagen hat. "Net Smart. How to Thrive Online" (MIT Press 2012) heißt das neue Werk. Unprätentiös benennt er das Ziel des Buches:

"I’ve been asking myself and others how to use social media intelligently, humanely, and above all mindfully. This book is about what I’ve learned" (S. 1).


Ihm geht es um den bewussten Umgang mit den neuen und neuartigen Möglichkeiten, die das Web 2.0 bietet. Nicht die Technologie darf im Vordergrund stehen, sondern der sinnvolle und informierte Umgang damit:

"My own stance toward media literacy—the reason I wrote this book—is based on the same conclusion Baron reached: that human agency, not just technology, is key. What you and I know, think, and do at this moment of technology-initiated yet human-centered change matters" (S. 56).

Rheingold teilt digital literacy in fünf Kategorien ein, liefert Grundinformationen zum Verständnis der jeweiligen Besonderheiten und zeigt in Umrissen, wie diese literacies gelehrt werden können (und sollten):

"I want to introduce you to new know-how (and how to know in new ways) by sharing what I’ve learned about five literacies that are in the process of changing our world: attention, participation, collaboration, the critical consumption of information (aka “crap detection”), and network smarts" (S. 5).

Einen besonderen Akzent des Buches macht die erste dieser fünf literacies aus: attention (bzw. mindfulness):

"Attention is a literacy that can thread all the other literacies together and hence is fundamental to the others in several ways" (S. 9).

"When it comes to interacting with the world of always-on info, the fundamental skill, on which other essential skills depend, is the ability to deal with distraction without filtering out opportunity" (S. 41).

"...mindfulness is “the awareness that emerges through paying attention on purpose.” That awareness, which even tentative direct experimentation can grant to some noticeable degree, is the power tool that all the other literacies depend on. Mindfulness is what connects your attention to skills of digital participation, collaboration, crap detection, and network smarts. Deliberately exercised, continually strengthened, and judiciously applied, mindfulness is the most important practice for anyone who is trying to swim through the infostream instead of being swept away by it" (S. 64).

Für unsere Seminare und Fortbildungen zu verschiedenen Themen rund um Web (2.0), politische Bildung und Medienerziehung bietet Rheingolds Buch hilfreiche Ergänzungen, und seine Gliederung in fünf literacies bildet einen interessanten Versuch, den ausufernden Stoff unter Kontrolle zu bringen. An der Bedeutung des Lehrens und Lernens von digital literacy lässt der Autor keinen Zweifel:

"...knowing how to make use of online tools without being overloaded with too much information is, like it or not, an essential ingredient to personal success in the twenty-first century" (S. 2).

"...those who understand the fundamentals of digital participation, online collaboration, informational credibility testing, and network awareness will be able to exert more control over their own fates than those who lack this lore" (S. 2).

"Knowing that you have a printing press, broadcasting station, community hall, marketplace, school, and library of all knowledge in your pocket—and knowing how to use it for your own benefit—is what makes the difference between a consumer of electronic gadgets and an empowered citizen" (S. 18).