[ursprünglich veröffentlicht am 10.05.2009 von Dr. Jürgen Plieninger]
RSS-Feeds, dieser Dienst, der einem die neuen Inhalte von Webseiten, Weblogs, Medienseiten, Gerichtsseiten, Datenbanken, Suchmaschinen etc. zuschiebt, werden einem von Web 2.0-Enthusiasten, wie Wolfgang und ich welche sind, als zeitsparendes Informationsmedium angepriesen. Die Erfahrung jedoch, die viele damit machen, ist die gegenteilige: Man fühlt sich überhäuft, zugeschüttet, kommt nicht mehr nach. Man hat das Gefühl, dass man den Spam noch selbst abonniert ... Kurz: Das neue Medium verursacht Überforderung und Verdruss. Wie kann man diesen Gegensatz auflösen? Ich möchte hierzu ein paar Beobachtungen mitteilen und ein Tool vorstellen, das vielleicht in dieser Hinsicht hilfreich ist.
1. Für eingeführte Medien gilt: Wir haben gelernt, mit ihnen umzugehen
Eine Frage vorab: Lesen Sie eine Zeitung auch ganz durch? Doch sicher nicht! Also: Bei einem eingeführten Medium, dessen Nutzung Sie schon lange gewöhnt sind, denken Sie gar nicht daran, alles zu lesen, im Gegenteil. Sie wissen hier, welche Rubriken Sie mehr interessieren als andere, und selbst diese Rubriken lesen Sie nie ganz, sondern überfliegen die Überschriften, um sich dann an dem einen oder anderen Artikel festzulesen. Welchen Prozentsatz einer Zeitung lesen Sie? 20 %, 30 %? Sicherlich selten mehr als ein Drittel, gar nie mehr als die Hälfte. Es wird Ihnen auch nie einfallen, deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben oder sich deshalb überfordert zu fühlen. Will sagen: Bezüglich einer Zeitung haben Sie eine ausgebildete Kulturtechnik, die Neuigkeiten selektiv gemäß Ihren Interessen und Vorlieben wahrzunehmen. Mit Rundfunk und Fernsehen ist das nicht anders: Wir haben gelernt zu filtern.
2. Neue Medien(praxen) überfordern leicht, weil sie ungewohnt sind
Mit RSS ist das zu Anfang anders. Man abonniert die Feeds leicht, es gibt auch Quellen, die immens produktiv sind und die Beiträge opulent mit Screenshots anreichern (wer technisch interessiert ist und Lifehacker kennt, weiß, was ich meine ...), deshalb wächst die Sammlung leicht an. Entweder begrenzt man sich auf eine handhabbare Zahl, damit begrenzt man aber auch die inhaltliche Breite dessen, was man wahrnimmt. Dabei geht es doch gerade um Neuigkeiten, weswegen es schon sinnvoll ist, eine gewisse Breite an Neuigkeitenquellen abzufragen. Nur stresst einen dann die pure Anzahl an Beiträgen, die hereinkommt, und man hat Skrupel, sie einfach zu löschen, wenn sie nicht gelesen sind.
Wichtig: Man hat hier (noch) das Gefühl, alles lesen zu müssen. Das klingt schon von vornherein nach Überforderung! (Überlegen Sie sich einmal ein analoges Beispiel: Jemand verlangte von Ihnen, alles in einer Zeitung zu lesen. Da kann man nachspüren, wie absurd dieser Anspruch im Grunde ist).
Die Strategie, die notwendig ist, könnte man so beschreiben: Vieles abonnieren, aber nur relevantes lesen. Wie geht letzteres? Indem man sich, solange das noch nicht automatisch geht, diszipliniert. Beispielsweise mit sich ausmacht, morgens alles, was nicht gelesen ist, zu löschen bzw. als "gelesen" zu markieren. Wirkliche "Perlen" an Beiträgen, das verspreche ich Ihnen, kommen öfter vor, man stolpert also über sie.
Eine weitere Strategie ist, zunächst nur die Überschriften zur Kenntnis zu nehmen und nur dann in den Textkorpus zu tauchen, wenn das Thema zu Ihren Kernthemen gehört. Hilfsweise kann man mit sich ausmachen, dass man nur eine gewisse Prozentzahl (20 %, 33 %) liest und das solcherart formal begrenzt.
Mit diesen Hilfsmitteln sollten Sie eigentlich nach und nach lernen, auch in RSS das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Denn ebensowenig, wie Sie eine Zeitung bekommen, die ganz auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, werden Sie eine RSS-Sammlung konfigurieren können, die nur Ihre Interessen bedient. Oder doch?
3. Ein Tool, das beim Filtern hilft: FeedHub
FeedHub ist ein Dienst, der Ihnen beim Filtern hilft. Sie legen dort einen Account an, exportieren aus Ihrer Feedsammlung die Angaben zu den verschiedenen Feeds, die in einer OPML-Datei abgelegt werden und importieren diese OPML-Datei wiederum in FeedHub. Dann werden Sie noch gefragt, ob Sie wirklich alle mit einbeziehen wollen. Ich würde Ihnen raten, zunächst alles miteinzubeziehen, Sie können auch später noch Feeds zu- und abwählen. Aus Ihrer Sammlung "baut" FeedHub wiederum einen neuen RSS-Feed ("personalized feed"), den Sie in Ihren Feedreader einbauen. Was passiert nun? Sie bekommen lediglich einen Bruchteil aus Ihren Feeds von FeedHub geliefert und können die einzelnen Einträge jeweils bewerten, indem Sie zustimmen, nichts tun oder Ihr Missfallen zu diesem Eintrag ausdrücken. (Für diesen Vorgang müssen Sie sich jeweils einloggen, so dass FeedHub sicher ist, dass Sie es sind, die/der bewertet). Durch diese Abstimmung "lernt" FeedHub immer besser, nach Ihren Interessen auszuwählen. Und so bekommen Sie eine nach Ihren Interessen gefilterte Auswahl, ohne gezwungen zu sein, alles zur Kenntnis nehmen zu müssen.
Um ein Beispiel zu geben: Ich habe in meiner Sammlung auf Bloglines mehr als 450 Feeds gesammelt, die pro Tag 450 - 700 neue Meldungen bringen. FeedHub wählt daraus pro Tag 40-60 Feeds aus und dies so gut, dass mittlerweile schon meine eigenen Beiträge in Blogs in der Auswahl erscheinen, obwohl ich diese nie mit "Zustimmung" bewertet habe. Und so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch dieser Beitrag darin erscheinen wird ...
Will sagen: Das Instrument hat sich im Eigenversuch bewährt, mit der Zeit eine immer relevantere Auswahl zu treffen. Natürlich sind auch hier keine 100 % "Treffer", wohl aber so um die 80 %. Meine sonstige Feedsammlung läuft nebenher weiter, denn natürlich liebe ich es auch zu stöbern. Aber sie belastet mich nicht. Morgens drücke ich auf den Knopf "alles als gelesen markieren" und es ist nichts mehr da, was mich bedrücken könnte. Zu "engen" Zeiten wird nur die Auswahl gelesen, zu Zeiten mit mehr Zeit wird mehr gestöbert. Probieren Sie es aus!
RSS-Feeds, dieser Dienst, der einem die neuen Inhalte von Webseiten, Weblogs, Medienseiten, Gerichtsseiten, Datenbanken, Suchmaschinen etc. zuschiebt, werden einem von Web 2.0-Enthusiasten, wie Wolfgang und ich welche sind, als zeitsparendes Informationsmedium angepriesen. Die Erfahrung jedoch, die viele damit machen, ist die gegenteilige: Man fühlt sich überhäuft, zugeschüttet, kommt nicht mehr nach. Man hat das Gefühl, dass man den Spam noch selbst abonniert ... Kurz: Das neue Medium verursacht Überforderung und Verdruss. Wie kann man diesen Gegensatz auflösen? Ich möchte hierzu ein paar Beobachtungen mitteilen und ein Tool vorstellen, das vielleicht in dieser Hinsicht hilfreich ist.
1. Für eingeführte Medien gilt: Wir haben gelernt, mit ihnen umzugehen
Eine Frage vorab: Lesen Sie eine Zeitung auch ganz durch? Doch sicher nicht! Also: Bei einem eingeführten Medium, dessen Nutzung Sie schon lange gewöhnt sind, denken Sie gar nicht daran, alles zu lesen, im Gegenteil. Sie wissen hier, welche Rubriken Sie mehr interessieren als andere, und selbst diese Rubriken lesen Sie nie ganz, sondern überfliegen die Überschriften, um sich dann an dem einen oder anderen Artikel festzulesen. Welchen Prozentsatz einer Zeitung lesen Sie? 20 %, 30 %? Sicherlich selten mehr als ein Drittel, gar nie mehr als die Hälfte. Es wird Ihnen auch nie einfallen, deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben oder sich deshalb überfordert zu fühlen. Will sagen: Bezüglich einer Zeitung haben Sie eine ausgebildete Kulturtechnik, die Neuigkeiten selektiv gemäß Ihren Interessen und Vorlieben wahrzunehmen. Mit Rundfunk und Fernsehen ist das nicht anders: Wir haben gelernt zu filtern.
2. Neue Medien(praxen) überfordern leicht, weil sie ungewohnt sind
Mit RSS ist das zu Anfang anders. Man abonniert die Feeds leicht, es gibt auch Quellen, die immens produktiv sind und die Beiträge opulent mit Screenshots anreichern (wer technisch interessiert ist und Lifehacker kennt, weiß, was ich meine ...), deshalb wächst die Sammlung leicht an. Entweder begrenzt man sich auf eine handhabbare Zahl, damit begrenzt man aber auch die inhaltliche Breite dessen, was man wahrnimmt. Dabei geht es doch gerade um Neuigkeiten, weswegen es schon sinnvoll ist, eine gewisse Breite an Neuigkeitenquellen abzufragen. Nur stresst einen dann die pure Anzahl an Beiträgen, die hereinkommt, und man hat Skrupel, sie einfach zu löschen, wenn sie nicht gelesen sind.
Wichtig: Man hat hier (noch) das Gefühl, alles lesen zu müssen. Das klingt schon von vornherein nach Überforderung! (Überlegen Sie sich einmal ein analoges Beispiel: Jemand verlangte von Ihnen, alles in einer Zeitung zu lesen. Da kann man nachspüren, wie absurd dieser Anspruch im Grunde ist).
Die Strategie, die notwendig ist, könnte man so beschreiben: Vieles abonnieren, aber nur relevantes lesen. Wie geht letzteres? Indem man sich, solange das noch nicht automatisch geht, diszipliniert. Beispielsweise mit sich ausmacht, morgens alles, was nicht gelesen ist, zu löschen bzw. als "gelesen" zu markieren. Wirkliche "Perlen" an Beiträgen, das verspreche ich Ihnen, kommen öfter vor, man stolpert also über sie.
Eine weitere Strategie ist, zunächst nur die Überschriften zur Kenntnis zu nehmen und nur dann in den Textkorpus zu tauchen, wenn das Thema zu Ihren Kernthemen gehört. Hilfsweise kann man mit sich ausmachen, dass man nur eine gewisse Prozentzahl (20 %, 33 %) liest und das solcherart formal begrenzt.
Mit diesen Hilfsmitteln sollten Sie eigentlich nach und nach lernen, auch in RSS das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Denn ebensowenig, wie Sie eine Zeitung bekommen, die ganz auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, werden Sie eine RSS-Sammlung konfigurieren können, die nur Ihre Interessen bedient. Oder doch?
3. Ein Tool, das beim Filtern hilft: FeedHub
FeedHub ist ein Dienst, der Ihnen beim Filtern hilft. Sie legen dort einen Account an, exportieren aus Ihrer Feedsammlung die Angaben zu den verschiedenen Feeds, die in einer OPML-Datei abgelegt werden und importieren diese OPML-Datei wiederum in FeedHub. Dann werden Sie noch gefragt, ob Sie wirklich alle mit einbeziehen wollen. Ich würde Ihnen raten, zunächst alles miteinzubeziehen, Sie können auch später noch Feeds zu- und abwählen. Aus Ihrer Sammlung "baut" FeedHub wiederum einen neuen RSS-Feed ("personalized feed"), den Sie in Ihren Feedreader einbauen. Was passiert nun? Sie bekommen lediglich einen Bruchteil aus Ihren Feeds von FeedHub geliefert und können die einzelnen Einträge jeweils bewerten, indem Sie zustimmen, nichts tun oder Ihr Missfallen zu diesem Eintrag ausdrücken. (Für diesen Vorgang müssen Sie sich jeweils einloggen, so dass FeedHub sicher ist, dass Sie es sind, die/der bewertet). Durch diese Abstimmung "lernt" FeedHub immer besser, nach Ihren Interessen auszuwählen. Und so bekommen Sie eine nach Ihren Interessen gefilterte Auswahl, ohne gezwungen zu sein, alles zur Kenntnis nehmen zu müssen.
Um ein Beispiel zu geben: Ich habe in meiner Sammlung auf Bloglines mehr als 450 Feeds gesammelt, die pro Tag 450 - 700 neue Meldungen bringen. FeedHub wählt daraus pro Tag 40-60 Feeds aus und dies so gut, dass mittlerweile schon meine eigenen Beiträge in Blogs in der Auswahl erscheinen, obwohl ich diese nie mit "Zustimmung" bewertet habe. Und so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch dieser Beitrag darin erscheinen wird ...
Will sagen: Das Instrument hat sich im Eigenversuch bewährt, mit der Zeit eine immer relevantere Auswahl zu treffen. Natürlich sind auch hier keine 100 % "Treffer", wohl aber so um die 80 %. Meine sonstige Feedsammlung läuft nebenher weiter, denn natürlich liebe ich es auch zu stöbern. Aber sie belastet mich nicht. Morgens drücke ich auf den Knopf "alles als gelesen markieren" und es ist nichts mehr da, was mich bedrücken könnte. Zu "engen" Zeiten wird nur die Auswahl gelesen, zu Zeiten mit mehr Zeit wird mehr gestöbert. Probieren Sie es aus!
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