[ursprünglich veröffentlicht am 30.08.2010 von Dr. Jürgen Plieninger]
Exzerpieren ist ein wichtiger Arbeitsschritt beim wissenschaftlichen Arbeiten, man könnte sagen: "Nach dem Recherchieren kommt das Exzerpieren!" Oder, um es in eine Metapher zu stecken: Nach der Recherche zu rohstoffreichen Gebieten müssen die Rohstoffe erst einmal aus dem Boden gewonnen werden, bevor sie dann schließlich (in einem Referat, einer Präsentation oder einer Hausarbeit) veredelt werden können. Eine wichtige Sache also, welche der Methodik bedarf.
Wenn wir hier in diesem Blog meist auf die neuen Möglichkeiten abgehoben haben, das Exzerpierte zu speichern und für die weitere Bearbeitung zu erschließen (beispielsweise durch Web-Notebooks wie Evernote oder Literaturverwaltungsprogramme wie Citavi), so behandelte das Zeitmanagement-Weblog Imgriff kürzlich die Technik selbst: Wie exzerpiere ich richtig? Natürlich hat jede/r ihr/sein eigenes System, doch ist das hier geschilderte sorgfältige Lesen unabdingbar, um dann eine gute wissenschaftliche Arbeit schreiben zu können.
Es geht nämlich um aufeinander folgende Arbeits- und damit Verarbeitungsschritte: Wenn man einen Text liest, unterstreicht, annotiert, zusammenfasst und erschließt, leistet man damit verschiedene Stufen der Verarbeitung. Mit flüchtigem Lesen kann man zwar schnell die Relevanz eines Textes abschätzen, aber nicht Relevantes zuverlässig herausholen.
Zur Illustration dieses Effektes eine Anekdote: Zu meiner Studienzeit in den 1980er Jahren waren Kopierer noch nicht so weit gestreut und zudem eine Kopie recht teuer. Ich exzerpierte daher Aufsätze und Bücher handschriftlich und nur die wichtigsten Stellen kopierte ich dann. Der paradoxe Effekt war, dass mir diese wichtigen Stellen gar nicht mehr so plastisch vor Augen waren wie die exzerpierten Teile, als ich dann die Arbeit verfaßte. Es fehlte einfach ein Verarbeitungsschritt. Daher sollten Sie sich Techniken aneignen, den Stoff durchzuarbeiten, auch wenn er in Kopie vor Ihnen liegt!
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